Aufführungssprache: Deutsch
Ausschnitte in Malayāḷam möglich
Ein König erklärt einem Jäger ein wichtiges Ritual (Pūja).
Der Jäger lässt seine Frau daran teilnehmen. Eines Tages kann er das für das Ritual notwendige Bhasmam (Asche von verbrannten Toten) nicht finden. Seine Frau Puḷindῑ bietet an, ihren Körper zu verbrennen, um so das Weiter-führen des Rituals zu ermöglichen. Sie überzeugt den „geschockten“ Ehemann mit einer sehr philosophischen Beschreibung des körperlichen Verfalls, spricht über die Trennung von Körper und Seele und das allem innewohnende Göttliche.
Als einfache, „primitive“ Menschen erhalten der Jäger und seine Frau anschließend von Gott Śiva Mōkṣam, die Erlösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten. Dies stellt einen Grundpfeiler des Kastenwesens in Frage, nachdem die Seele eine spirituelle Entwicklung durchlaufen muss, dessen höchste Stufe in Priesterkasten gesehen wird.
Die Geschichte Puḷindῑ Mōkṣam entstammt ursprünglich dem Śiva Purāṇa, einer sehr alten Schrift über Gott Śiva, und wurde im Parayan Thuḷḷal Stil von dem Poeten Kunchan Nambiar nacherzählt. Mit eingeflochten wurde von ihm sehr scharfe Kritik am Verhalten der Priesterkasten, speziell gegenüber den Parayans – einer Kaste der Unberührbaren –, denen Nambiar diese Form von Thuḷḷal widmete. Der Reichtum an Sozialkritik und philosophischen Bildern sowie die Unpopularität der Thematik – aus der Sicht der Brahmanen – hat diese und die acht weiteren Geschichten im Parayan Stil bis heute von den meisten Bühnen Keralas ferngehalten.
Puḷindῑ Mōkṣam ist die erste, von mir ins Deutsche übertragene Geschichte. Ich führe diesen Text seit Oktober 1995 auf.
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